Strobist – Blitzanlage mit Systemblitzen
Dieser Beitrag stammt noch von meiner alten Seite und wurde 2013 von mir geschrieben. Dennoch ist er noch gültig und ich benutze heute noch das Equipment.
Man spricht hier auch von entfesselten Blitzen und für mich ist es die klare Empfehlung, nicht nur für Produktaufnahmen. Man benötigt für die Kamera kein Stativ da man in 1/125 oder 1/250 Sekunde das Bild nicht verwackeln kann. Das gleiche gilt natürlich für eine Studioblitzanlage.
Nachdem ich lange mit Tageslichtlampen aller Art gearbeitet habe bin ich damit doch an verschiedene Grenzen gestoßen. Zumal diese sich Outdoor auch nicht einsetzen lassen. Ich suchte nach einer Art „Eierlegendewollmilchsau“, eine bezahlbare Möglichkeit für das richtige Licht um sowohl im Heimstudio Produkt- und Objektaufnahmen zu machen, Porträtaufnahmen und Ganzkörper als auch das Licht wenn notwendig Outdoor zu nutzen. Da bleibt nur mit Systemblitzen zu arbeiten.
Hier begann jetzt die richtige Herausforderung da es solche Anlagen nicht im Komplettset zu kaufen gibt. Vorab gesagt ein solches Set kostet komplett etwas über 300,- Euro. Ein vergleichbares Studioblitz Set bekommt man so ab 550,- Euro. Ein klarer Vorteil besteht aber darin, man kann ein solches Set aus Systemblitzen überall einsetzen, da man nicht auf Strom aus der Steckdose angewiesen ist.
Die Auswahl und der Einkauf der Produkte gestaltete sich schon etwas schwierig. Es gibt zwar einige Internetseiten und Abhandlungen zu dem Thema wie z.B.:
http://faq.d-r-f.de/wiki/Strobist-Hardware-FAQ#Strobist_contra_Systemblitz
Das Problem der Seiten liegt aber darin, dass alle schon etwas älter sind oder sich auf den amerikanischen Markt beziehen. Teilweise sind auch die Produkte gar nicht mehr oder auf dem deutschen nicht zu erhalten oder es gibt zwischenzeitlich bessere Produkte. Ich habe einige Stunden mit Recherche verbracht und einige Beiträge in Foren geschrieben um mir Rat einzuholen. Hier werde ich nun von meinen Erfahrungen berichten und euch Tipps geben.
Der Blitz
Man benötigt bei dem Blitz keine Systemkompatibilität oder TTL-Steuerung da der Blitz manuell über den Mittelkontakt ausgelöst wird. Systemblitze sind auch meist eher ungeeignet da sich oft die Leistung oder der Zoomfaktor nicht manuell einstellen lassen. Meinen Sigma EF-500 DG ST konnte ich jedenfalls für die Aufgabe nicht nutzen. Ich habe im Internet schon einige Baupläne gesehen, wie man vorhandene Systemblitze umbauen kann. Aber mal ganz ehrlich, mal abgesehen davon, dass man dann über Elektronikkenntnisse verfügen sollte, lohnt sich so ein Umbau nicht. Zum einem müssen auch diese Teile beschafft werden und zum Anderen ist die Gefahr groß, dass der Blitz zerstört wird. Bei neueren Blitzen sowieso nicht zu empfehlen, da die Garantie verloren geht. Wenn ihr also einen Systemblitz habt der sich nicht integrieren lässt, verkauft diesen oder nutzt ihn wirklich nur als Systemblitz.
Zwischenzeitlich gibt es auf dem Markt einige sehr preiswerte Blitzgeräte, welche alle Anforderungen erfüllen.
Yongnuo Speedlight YN560
Ich habe mich nach einiger Recherche für den Yongnuo Speedlight YN560 entschieden. Vorab gesagt, es war eine sehr gute Wahl. Er verfügt über eine Leitzahl von 56 was fast einer Studioblitzleuchte von 300Ws entspricht. Die Leistung des Yongnuo ist sehr fein zu regeln von 1/1 bis zu 1/128 und der Zoomfaktor ist in 7 Stufen manuell einstellbar von 24 bis 105. Die Farbtemperatur liegt bei 5600K.
Für eine Strobisten also ideale Voraussetzungen. Wenn man natürlich den Yongnuo als Systemblitz auf der Kamera einsetzen will, dann ist der Blitz nicht unbedingt geeignet da er keine TTL Steuerung besitzt. Das die Kamera dann den Blitz nicht erkennt und steuern kann, ist ja klar. Man muss dann schon alles manuell einstellen und auf Automatik verzichten. Ein TTL Systemblitz ist für einen solchen Preis nun mal nicht zu haben.
Angebliche Hitzeprobleme kann ich absolut nicht bestätigen. Das mag vielleicht an ungeeigneten Akkus liegen. Mit eneloop Akkus habe ich selbst bei längeren Fotosessions keine Probleme und die Wiederaufladezeit ist damit atemberaubend schnell.
Trotz Chinaprodukt ist der Blitz sehr hochwertig verarbeitet und braucht sich in der Qualität hinter den Topmarken nicht zu verstecken. Ein Manko mag vielleicht die Bedienungsanleitung sein, die nur Chinesisch und Englisch ist. Für mich ist der Blitz eine absolute Kaufempfehlung.
Der Blitz braucht einen sicheren Stand zumal wenn man noch einen Schirm davor spannen will. Ein umgefallenes Stativ mit einem zerstörten Blitzgerät kann teuer werden zumal auch die Fotosession ein jähes Ende findet.
Das Stativ
Von der Verwendung von Notenständer als Lampenstativ, wie ich mal in einem Buch über Lowbudgetshooting gelesen habe, würde ich abraten. Zumal ein stabiler Notenständer auch gut 20 Euro kostet und über Standard-Spigot Anschluss mit 1/4 Zoll Gewinde verfügen muss. Ansonsten sind noch Umbaumaßnahmen erforderlich.
Bei Einsätzen im Heimstudio für Produktaufnahmen nutze ich das walimex WT-802 Lampenstativ, 108cm welches es für 20,- Euro zu kaufen gibt. Es ist recht klein, nicht sehr schwer und der Blitz steht damit etwa 45 bis 105 cm über der Erde. Aber Achtung, einen besonders stabilen Stand hat das Stativ nicht. Wenn man noch einen Schirm daran befestigt reicht ein laues Lüftchen um das Stativ umzuwerfen. Bei der Arbeit im Heimstudio lässt sich sicher aber etwas finden womit man die Standfüße beschweren kann.
Für Objektaufnahmen und People Fotografie ist das WT-802 Stativ allerdings zu klein. Da werden oft über 200 cm Höhe benötigt. Daher habe ich mich hier für das Walimex WT-806 Lampenstativ entschieden. Es erreicht eine Höhe von bis zu 256 cm, hat einen recht sicheren Stand und kostet knapp 35 Euro. Alternativ kann man sich auch das Delamax WT-806 Profi-Lampenstativ 256cm anschaffen. Es ist ein paar Euro günstiger und soll ähnlicher Qualitäten haben. Das walimex hat noch eine Transporttasche dabei in die auch noch der Schirm und der Neiger passt. Die Stative verfügen über einen Standard-Spigot Anschluss 5/8 Zoll mit 1/4 Zoll Gewinde und sind damit für alle üblichen Studioleuchten und Studioblitze geeignet.
Beide Stative sind aber nichts für lange Wanderungen da ihr Packmaß mit 110 cm recht sperrig ist und es keine Leichtgewichte sind.
Der Funkauslöser
Irgendwie müssen die Blitze ja ausgelöst werden und was vor Jahren noch immenses Geld gekostet hat ist heute recht preiswert zu haben. Man kann nun über die Chinesen schimpfen wie man will aber sie haben für uns Hobbyfotografen einiges bezahlbar gemacht. Es mag sicher sein, dass es für mehrere 100 Euro noch bessere und zuverlässigere Funkauslöser geben mag. Mal abgesehen davon ist es mir ziemlich egal ob ein Funkauslöser eine Reichweite von 30m oder 200m hat. Ich frage mich ernsthaft, wer so etwas braucht. In einem Studio oder in der Natur wird im Normalfall der Blitz nur wenige Meter von der Kamera entfernt stehen.
Mein Funkauslöser von Yongnuo hat mich jedenfalls noch nicht im Stich gelassen und immer tadellos funktioniert. Ich will ja auch kein TTL Signal übertragen sondern nur den voreingestellten Blitz auslösen.
Die Bedienungsanleitung ist allerdings nicht wirklich zu gebrauchen.
Es gibt von Yongnuo zwei Versionen von Funkauslösern, die RF-602C und die neuere RF-603C. Der Empfänger RF-602 verfügt über ein 1/4 Zoll Gewinde aus Metal und er lässt sich damit fest auf ein Stativ schrauben. Wobei dieses auch nicht so ganz stimmt, das Gewinde ist nicht tief genug, zumindest für meine Stative. So sitzt der Empfänger recht wackelig auf dem Stativ. Geholfen habe ich mir immer mit einem ca. 2mm starken 3/8 Zoll Dichtungsring. Der RF-603C hat dieses Gewinde nicht mehr sondern muss in einen Blitzschuh geschoben werden, was von vielen Anwendern kritisiert wird. Hier wird bemängelt, dass der Empfänger nicht fest in dem Blitzschuh sitzt und je nach Neigung leicht raus rutschen kann. Das mag bei einigen Neigern auch stimmen.
Auf einem Stativ habe ich mit dem Calumet Schirmneiger MF6830 gearbeitet, der zumindest optisch identisch mit dem Manfrotto MA 026 Lite-Tite Schirmneiger ist. Der Schirmneiger ist zwar sehr gut, verfügt aber nur über eine 1/4-Zoll und 3/8-Zoll Gewindeschraube. Also ohne Blitzhalter kann man den RF-603 darauf nicht befestigen. Darum habe ich mir dann dazu den Seagull SC-0 Blitzhalter für knapp 8,- Euro gekauft. Allerdings muss ich sagen war das Ergebnis sehr ernüchternd. Auch hier ist das Gewinde nicht tief genug und ohne einen dicken Dichtungsring bekommt man den Blitzschuh auf dem Neiger nicht fest verschraubt. Zudem sitzt der Empfänger wahrlich sehr wackelig darin was man mit etwas eingeklebter Folie zwar verbessern kann. Aber wer hier eine vernüftige Lösung sollte lieber einen anderen Blitzschuh wählen.
Wer in diese Richtung noch nichts hat sollte sich gleich passende Neiger zulegen.
Bei dem RF-603C Set ist der Empfänger auch gleichzeitig als Sender zu verwenden.
Beide Empfänger werden mit 2 AAA Akkus betrieben.
Zuerst habe ich mit dem RF-602C gearbeitet und war damit auch zufrieden. Ein Nachteil ist, der Sender wird mit einer CR2 Lithium Batterie betrieben was bei häufiger Nutzung ganz schön teuer werden kann. Eine solche Batterie kostet um die 2 Euro.
Beide Systeme können mehrere Blitze synchron auslösen.
Beide Systeme nutzen die FSK 2,4 GHz Wireless-Frequenz, die eine Verbesserung der bisherigen 433 MHz Frequenz darstellt. 16 verschiedene Kanäle lassen sich per DIP Schalter einstellen um Überlagerung der Signale zu vermeiden. Bei dem RF-602 lassen sich die Kanäle von außen einstellen, beim RF-603 befinden sich die DIP Schalter dazu im Batteriefach. Man muss also um den Kanal zu verstellen erst die Akkus entnehmen. Aber normalerweise braucht man den Kanal fast nie umschalten, es sei denn man arbeitet mit anderen Fotografen auf einer Fotosession, die ebenfalls Funkauslöser auf der FSK 2,4 GHz Wireless-Frequenz nutzen. Also sehe ich darin keinen großen Nachteil.